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Definition: Statik und Statiker

Humorvolle Betrachtung von Dipl.-Ing. Kaeder (statikonline.de)

Ursprünglich einmal als "Lehre der Untersuchung des Gleichgewichtes von Kräften" gedacht, hat sich für die Statik vereinfachend in Teilfachkreisen (Architekten, Bauherren u.ä.) längst eine neue triviale Definition entwickelt: Die Statik ist der tragende Bestandteil eines Gebäudes, sozusagen das, was es Stabil macht.

So etwas ist sehr abstrakt und wird deshalb auch nicht geplant, konstruiert oder gar gebaut, sondern gerechnet.

Womit wir gleich bei der Definition des Statikers wären: Ein Statiker ist eine Person, die sogenannte "Statiken" rechnet.

Hierbei ist das menschliche Geschlecht dieser Person irrelevant, da diese Person beiderlei Geschlechts sein kann. Es gilt grundsätzlich die männliche Form von Statiker, genau wie grundsätzlich die weibliche Form für Statik gilt.

Der Statiker und die Statik bilden eine Einheit, in der beide ohne die gleichzeitige Existenz des jeweils anderen Elementes nicht existieren würde. Also gilt der Satz: Ohne einen Statiker gibt es keine Statik und ohne eine Statik wird niemand Statiker.

Wie oben beschrieben, sollte die Haupttätigkeit eines Statikers in der Berechnung von Statiken stehen. Tut es aber nicht.
Insider wissen es besser:
Die meiste Zeit verbringt der Statiker mit der Vermeidung von Berechnung von Statiken. Dies ist nur oberflächlich betrachtet ein Widerspruch, denn der Statiker kennt als einziger die wichtige Beziehung zwischen aufwendiger Konstruktion und teurem Bauen. D.h. je weniger gerechnet werden muß, desto einfacher die Konstruktion, desto preiswerter ein Bauwerk. Deshalb ist der Statiker im Interesse des Bauherren immer daran interessiert, möglichst wenig zu rechnen. Der Freund des Statikers ist der Architekt. Mit ihm zusammen entwickelt er die tollsten Sachen, die er dann möglichst wenig zu rechnen braucht.

Neuer Satz:
Je weniger der Statiker rechnet, desto mehr rechnet es sich für den Bauherrn

Später im Leben wird man durch die Berechnung von Statiken zum Statiker (s.o.). Nur das alleine reicht natürlich noch nicht aus, denn da muß einer erst einmal hinkommen.

Auf keinen Fall sollte aber ein Statiker promovieren (dt.: seinen Doktor machen), da die Gefahr, mit dem Mediziner verwechselt zu werden, einfach zu groß ist. Nach dem Studium beginnt die Fachausbildung (auch Gehirnwäsche genannt), in der es darauf ankommt, sich die wichtigsten Grundbegriffe beizubringen, welche da sind:

  • Die Fachkompetenz: In der Regel ist der Statiker der einzige an einem Projekt, der etwas von Statik versteht. Diese Situation muß er lernen auszunutzen. Diskussionen sind immer zu gewinnen, wenn er ständig absolute Behauptungen aufstellt, die keiner aus der Runde widerlegen kann. Zauberworte sind hier: Räumliche Stabilität, Elastizitätstheorie, Theorie 2. Ordnung, Zwangsspannungen. Richtig eingesetzt, bringen diese Begriffe in schwierigen Situationen den entscheidenden Erfolg.
    Denn wer will schon wegen ein paar kleiner Unwirtschaftlichkeiten 'ne Menge zusätzlicher Arbeit auf sich nehmen.
  • Das Prüfertäuschen, für alle die es noch nicht wissen: es gibt noch eine Steigerungsform von Statiker, nämlich Prüfstatiker (dt.: Staatlich anerkannter Sachverständiger für das Prüfen von Standsicherheitsnachweisen). Dieser ist das eigentliche Problem des Statikers, denn der wartet nur auf Fehler des Statikers und schnüffelt ständig in seinen Unterlagen rum, nur um etwas bemängeln zu können. Deshalb gehört das Prüfertäuschen zu den ganz wesentlichen Fähigkeiten, ohne die sich niemand an eine Statische Berechnung machen sollte.
  • Das Hinrechnen: Hat ein Architekt etwas konstruktiv unmögliches geplant, so ist es die freundschaftliche Pflicht des Statikers, die Statik nicht nach den Vorschriften zu berechnen, sondern hinzurechnen. D.h., die Berechnung (auch Nachweis genannt) müssen äußerst kompliziert dargestellt und nicht mehr nachvollziehbar sein, so daß jeder der versucht, das zu verstehen, von sich selbst glaubt er sei nicht schlau genug, das zu verstehen.